Dort wo schon Richard Tauber sang…


Nach unserem resonanzreichen Initialkonzert* in der jahrhundertschönen schottischen Hauptstadt Edinburgh sind wir Richtung Süden nach England aufgebrochen. Genauer gesagt  fuhren wir 156 Meilen (250 Kilometer) entlang der einzigartigen Küstenlandschaft in die englische Industriestadt Middlesbrough. Eine Stadt mit ungefähr 140.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, dessen Industrien man ihr von weither ansieht, wie die Depression, die über ihr in postindustriellen Zeiten liegt. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch hier und man spürt im ersten Moment, welch rauerer Wind hier weht. Es ist wirklich sehr windig hier.

Mitten im Zentrum steht die Middlesbrough Town Hall, die zwischen 1883 und 1889 erbaut und am 23. Jänner 1889 durch den Prinz und die Prinzessin von Wales (später König Edward VII und Königin Alexandra) feierlich eröffnet wurde. Dieser eben neu renovierte viktorianische Konzertsaal verfügt über 1190 Sitzplätze, die bei unserem gestrigen Konzert fast alle besetzt waren. Die Bühne der Town Hall stellter unsere Orchesterwarte eine große Herausforderung dar:  Aufgrund der großen Orchesterbesetzung von Mahlers 2. Sinfonie, den philharmonischen Chören (Leeds & Sheffield Philharmonic Choruses) sowie der 12 lokalen Bühnenmusiker, musste die Bühne um fünf Meter vergrößert werden.

An diesem besonderen Konzertort haben schon Johann Strauss oder unser Welttenor Richard Tauber musiziert. Gestern waren wir da. Es ist schon ein Ereignis an einen Ort das „Urlicht“ bringen zu dürfen, an denen Menschen mit ganz anderen Realitäten umzugehen und auch zu kämpfen haben. Die Zuhörenden unterliegen hier nicht unbedingt dem Zwang, sich in Schale zu werfen, nehmen ihr Getränk in den „geheiligten“ Konzertraum mit, um dazwischen daran zu nippen. - Oder ist am Schluss, nachdem der Applaus relativ schnell verebbt war, selbst über die Auswirkung des abtretenden Orchesters erschrocken und beginnt sofort wieder zu klatschen und laut zu stampfen.

„Aufersteh’n, ja aufersteh'n …“ bekommt hier noch einmal eine ganz andere Dimension. (Mahlers) Musik vermag vieles. Eineinhalb Stunden Licht, gemeinsames Horchen, Würde, Schönheit, Berührung …. Wir freuen uns, genau hier gespielt haben zu dürfen. Und heute geht es weiter in die Weltmetropole London, wo Mahlers zweite Sinfonien vielleicht ganz andere Botschaften ausrufen wird. Letztlich hängt es von uns ab, was wir hören, wenn wir zuhören. NT


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