Wann und weshalb haben Sie sich dazu entschlossen, Dirigent zu werden?

Eugene Tzigane: Mein Vater nahm mich schon als kleinen Bub ins Konzert mit. Ich war immer von der Figur am Podium fasziniert. “Was macht der und warum ist er überhaupt da?”, waren die zwei Fragen, die durch meinen jungen Kopf gingen.
An der Universität hat mich ein guter Freund auf Carlos Kleiber aufmerksam gemacht. Ich war wie vom Blitz getroffen, wie gelähmt von der ungeheuren Kunst und der transzendenten, emotionalen Erfahrung, die Kleiber den Orchestern entlocken konnte.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?

Eugene Tzigane: Die Musik bringt mit sich, dass wir bereit zu geben sind. In diesen schwierigen Zeiten, in denen mehr und mehr Mauern errichtet werden, ist es die universelle Sprache der Musik, die Brücken zwischen uns ermöglicht.

Können Sie das Publikum hinter Ihnen spüren?

Eugene Tzigane: Der Komponist, die Aufführenden und das Publikum sind eine Art “heiliger Dreifaltigkeit”, in der alle Drei eine aktive und wichtige Rolle spielen. Das Publikum vervollkommnet den Kreis und schließt diesen für eine gemeinsame musikalische Erfahrung.

Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

Eugene Tzigane: Nein, aber ich habe eine Liste von Favoriten, die niemals eine Limitierung zulassen wird: Richard Strauss, Beethoven, Brahms, Mahler, Bruckner, Schubert, Debussy, Ravel, Sibelius, Nielsen, Puccini, Verdi, und viele andere. Aber ich gebe zu, dass es zu meinen größten musikalischen Freuden gehört, Musik von Johann Strauß Sohn zu „dirigieren“.

Sie werden am Mittwoch, den 24. Oktober das BOL im Brucknerhaus Linz dirigieren. Was ist das besondere an dem Konzertprogramm?

Eugene Tzigane: Es ist ein vielschichtiges von christlichen Ikonografien inspiriertes Programm.

Hindemiths „Mathis der Maler“ ist über Matthias Grünewald, vielleicht den größten deutschen Renaissance Maler, und seinem Kampf für künstlerische Selbstentfaltung während des deutschen Bauernkriegs (1524-1525). Es ist eine Allegorie für Hindemiths eigenen Kampf während der frühen Jahre des Hitler Regimes.

Frank Martin hat einen komplett anderen Zugang, in dem er seine persönliche Beziehung zum Leiden Christi ausdrückt. Er wurde von Duccio's Polyptyque in Siena entflammt und wählte daraus sechs Tableaus um diese Erfahrung zu umspannen.

Resphigi kam die Symbolik für das Stück nach Vollendung der Komposition, die im Original ein Klavierstück unter dem Titel "Tre preludi sopra melodie gregoriane" ist. Den letzten Satz schrieb er direkt für Orchester und beschloss die Klavierstücke zu orchestrieren, um den vier Impressionen den Namen „Vetrate di chiesa“ (Kirchenfenster) zu geben.

Ein Wort zu ...

... Paul Hindemith Fromm
...Frank Martin Leidenschaft (Spiel)
... Ottorino Respighi Filmisch

Haben Sie in der Vergangenheit bereits mit Benjamin Beilman zusammengearbeitet?

Eugene Tzigane: Nein, aber ich habe schon viel Gutes über ihn gehört.

Abseits ihres Berufs interessiert Sie..? 

Eugene Tzigane: Poesie/Literatur, Tanz, Architektur, Bildhauerei, Malerei, Theater, Kino, Kulinarisches

Ihre Karriere wirkt sehr Nord-Europäisch orientiert. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Eugene Tzigane: Karrieren sind selten so geplant, wie es im Nachhinein ausschaut. Sie sind wie ein Kometenschweif, der nur von hinten, als Spur des Kometenverlaufs betrachtet werden kann. Während der Arbeit ist die Karriere nicht offensichtlich, sie ist nur eine Konsequenz des Tuns und der Beziehungen, die man knüpft.

Sie waren in der Vergangenheit bereits in Linz. Was gefällt Ihnen an unserer Stadt?

Eugene Tzigane: An ganz erster Stelle das Orchester. Das Bruckner Orchester sind die Kronjuwelen von Linz. Ein wunderbares Geschenk an die Menschen, die hier leben. Außerdem denke ich bei Linz an Kultur, Architektur, Museen, Essen und Geschichte.




VOM KLANG DER BILDER

Mittwoch, 24. Oktober 2018 | 19.30 Uhr | Brucknerhaus Linz


Die Verbindung von Musik und Malerei gehört zu den faszinierendsten Aspekten der Kunstgeschichte, und das nicht erst seit Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung. Bedeutende Gemälde inspirierten Komponisten immer wieder zu „Tonmalereien“, umgekehrt ist die Darstellung von Musik seit jeher ein zentrales Motiv der bildenden Kunst. Das Konzert „Vom Klang der Bilder“ stellt drei in dieser Tradition stehende Werke von Hindemith, Martin und Respighi vor, in denen malerischer Pinselstrich und musikalische Farbenpracht auf außergewöhnlichem Wege zusammenfinden.

PAUL HINDEMITH Symphonie „Mathis der Maler“
FRANK MARTIN Polyptyque für Violine und zwei kleine Streichorchester
OTTORINO RESPIGHI Vetrate di chiesa. Quattro impressioni sinfoniche per orchestra

Benjamin Beilman Violine 
Bruckner Orchester Linz
Eugene Tzigane Dirigent





Eugene Tzigane

Von der Berliner Morgenpost als souveräner Orchesterleiter bezeichnet, erlangt der junge Dirigent Eugene Tzigane ein enormes Ansehen für seine elegante Ausstrahlung, Ausdrucksstärke, sehr gute Dirigiertechnik und seine beinahe fanatische Präzision (Neues Volksblatt). Sein Kalender ist mit zahlreichen Wiedereinladungen und weltweiten Debüts gefüllt – Eugene Tzigane entwickelt eine energetische und vielseitige Kraft im sinfonischen Bereich wie auch in der Oper.

Seine Dirigierkarriere entwickelt sich rasant, seitdem er 2009 den zweiten Preis des Solti Wettbewerbs gewann. Es folgten Einladungen zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem hr-Sinfonieorchester, den Duisburger Philharmonikern und der Nordwestdeutschen Philharmonie, dessen Chefdirigent er von 2010 bis 2014 war.

Eugene Tzigane unterhält weltweit fortwährende Beziehungen zu Ensembles und Orchestern. In Europa zählen hierzu auch das Norwegische Radio Symphony Orchester, Aarhus Symphony, Tampere Philharmonia und die Sinonia Lathi. Weitere europäische Engagements brachten ihn zum Netherlands Philharmonie Orchestra, Bruckner Orchester Linz, RTÉ National Symphony Orchestra of Ireland und dem Sinfonieorchester Basel. Highlights der Saison 2015/2016 sind Wiedereinladungen nach Lahti, Aarhus, dem Norwegischen Radio, Yomiuri Nippon Symphony und dem Kyoto Symphony in Japan, ebenso wie Debüts bei den Copenhagen Philharmonics, dem Helsingborg Symphony Orchester, dem Göttinger Symphonie Orchester und Oulu Sinfonia.

In den USA wurde Eugene Tzigane für sein Debüt beim Grant Park Festival 2013 gefeiert. Die Chicago Tribune schrieb, er bringe eine Frische und eine besondere Energie zu einer attraktiv-abwechslungsreichen Programmgestaltung; er zeige eine enge Verbundenheit mit den Musikern. Zudem dirigierte Tzigane die amerikanischen Symphony-Orchester aus Oregon, Indianapolis, New Jersey, Fort Worth, North Carolina, Columbus und Rochester.

Mit einem besonderen Gefühl für die Zusammenarbeit mit Sängern, debütierte Eugene Tzigane 2009 an der Bayerischen Staatsoper mit einer Neuproduktion von Mozarts Così fan tutte. An der Oper Frankfurt dirigierte er Christof Loys Produktion von Strauss’ Fledermaus. In der letzten Saison war er eingeladen, drei Vorstellungen von Mozarts Zauberflöte an der Hamburgischen Staatsoper zu dirigieren, darüber hinaus debütierte er an der Royal Swedish Opera mit einer Produktion von Bizets Carmen.

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